Gerechtigkeit kommt

Wir warten aber
auf einen neuen Himmel und eine neue Erde
nach seiner Verheißung,
in denen Gerechtigkeit wohnt.

2. Petrus 3,13 (Monatsvers November 2024)

Vor einiger Zeit hatte ich dazu eingeladen, sich die Folgen 22 und 23 aus dem Podcast „Das Wort und das Fleisch“ (unter wort-und-fleisch.de) anzuhören, in denen es um den (jüdischen) Zionismus und den christlichen Zionismus geht. Sie bieten eine gründliche Orientierung gerade in der aktuellen Situation, wo wir hin- und hergerissen sind zwischen der grundsätzlichen Solidarität mit dem Volk Israel und Zweifeln an der Richtigkeit des Kriegseinsatzes in Gaza und im Libanon durch die rechtskonservative Regierung Netanyahu.

In der Folge 23 machen Thorsten Dietz und Martin Hünerhoff deutlich, wie sehr die pietistisch-„bibeltreue“ Christenheit nach wie vor von den Auswirkungen der Lehre von John Darby (1800-1882) geprägt ist. Natürlich kann ich die hier nicht angemessen darstellen, für den Moment genügt es, auf die Grundlinie hinzuweisen: Die Welt- und Heilsgeschichte wird in Epochen eingeteilt. Und am Anfang jeder Epoche versucht Gott, neu sein Heil aufzurichten. Doch letztlich geht es immer bergab und endet in der Katastrophe. So auch die Geschichte der Gemeinde Jesu, die seit den Aposteln immer stärker vom wahren Glauben abgefallen ist. Mittlerweile sind wir in der „Endzeit“ angekommen, und das große Finale steht vor der Tür – spätestens seit etwa 1850.

Heinrich Andreas Lohe 1688 / Hospitalkirche Hof

Das bedeutet für diese Erde, dass sie mit/nach der Wiederkunft Christi untergehen wird und dafür eine neue Welt Gottes geschaffen wird. Deswegen muss man sich als wirklich wahrhaftig frommer Christ auch nicht um die Bewahrung der Schöpfung kümmern, weil ja ohnehin alles den Bach runtergehen wird. Eine – ohne Frage umstrittene – Gegenposition hat Nicholas Thomas Wright (*1948 N. T. Wright) in den letzten Jahrzehnten entwickelt. Auch ganz verkürzt gesagt: Er liest in den prophetischen Ankündigungen im Alten und Neuen Testament, dass die Heilszeit Gottes einmal in dieser Welt aufgerichtet wird. Lamm und Löwe weiden auf einer ganz irdischen Wiese nebeneinander. Das neue Jerusalem kommt vom Himmel herab auf diese Erde. Das bringt in alle Bemühungen um das Reich Gottes natürlich eine ganz andere Dynamik.

Hätten wir in der Bibel zu diesem Thema nur den Text um unseren Monatsvers 2. Petrus 3,10-13, dann müssten wir Darby recht geben. Alles wird in einem großen Feuerball vergehen, und es gibt eine neue Welt Gottes. Doch mit N. T. Wright können wir als kundige Bibelleser feststellen, es gibt eben noch andere Aussagen dazu. Nicht umsonst sind die besonders bibelfesten Bibellehrer heillos zerstritten, wie das am Ende der Zeiten tatsächlich ablaufen wird. Endzeit, 666, Antichrist, 1000jähriges Reich, Entrückung, Jesu Wiederkunft, große Drangsal, Harmagedon – ein weites Feld, das offensichtlich nicht in ein System zu zwingen ist.

Was bleibt von unserem Monatsvers? Ich möchte warten. Nicht auf den Weltuntergang. Sondern auf die Gerechtigkeit Gottes, die hier verheißen ist. Ob so oder so oder ganz anders, ich glaube mit 1. Korinther 15,23-28, dass es am Ende darauf ankommt, dass „Gott alles in allem“ sein wird. Oder mit Offenbarung 21,3, dass Gott unmittelbar bei seinen Menschen wohnt. Das stärkt und tröstet in schwierigen Zeiten und gibt Hoffnung für hier und heute.

Axel Schlüter