Gottes Licht im Bildschirmglanz

Führt euer Leben als Kinder des Lichts!
Denn das Licht bringt als Ertrag
lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.
(Epheser 5,8b.9)

Als Paulus die kurze Anweisung unseres Wochenverses geschrieben hat, hatte er nicht im Traum damit gerechnet, dass der auch noch nach knapp 2000 Jahren in aller Welt in hunderten von Sprachen gelesen und weitergesagt werden wird. (Wer’s genauer wissen will: hier findet sich eine aktuelle Bibel-Statistik.) Und noch weniger wäre er auf die Idee gekommen, dass die meisten Menschen seine Worte nicht auf Papyrus oder Pergament lesen werden, sondern digital von einem kleinen oder größeren Bildschirm. Ich sage manchmal zur allgemeinen Verwunderung, dass ich seit Tagen oder Wochen keine Bibel mehr zur Hand genommen habe. Tatsächlich lese ich in der Bibel täglich, aber ausschließlich per Smartphone oder auf dem Notebook. Moderne Zeiten.

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Streiten auf gemeinsamer Grundlage

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge,
sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.
(Epheser 2,19))

Die etwas Älteren unter uns erinnern sich noch an das damals moderne Gemeindelied aus den 80ern „Vater, mach uns eins“ (Feiern & Loben 137 oder erstmals 1980 in Das gute Land von Jugend mit einer Mission). Im Dreivierteltakt mit viel innerer Bewegtheit zu singen. Das Lied bittet nach Johannes 17,21 um die Einheit der Christenheit als Zeugnis für diese Welt. Doch schon im zweiten Teil des Liedes wurde es mit der Einheit schwierig: „Siehe, wie fein und wie lieblich ist’s, wenn Brüder in Einheit zusammen sind.“ Zwar orientierte sich der Liederdichter an Psalm 133,1. Doch mit der aufkommenden Emanzipation und sogar einem (milden) Feminismus kam es der singenden Gemeinde etwas chauvinistisch und eben nicht zusammenführend vor, nur von den Brüdern zu singen. Da nützte die Information nichts, dass im Neuen Testament das Wort Brüder immer auch die Schwestern einschließt, also unserem Geschwister gleichkommt. G’schwister passte aber nicht so richtig in den Singrhythmus, so dass es fortan zwei Strophen gab, fein im Wechsel zwischen den Brüdern und Schwestern. Hat irgendwie auch nicht so richtig funktioniert.

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Das biblische „Du“ und die Kraft der Gemeinschaft

So spricht der HERR, der dich geschaffen hat und dich gemacht hat:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst;
ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
(Jesaja 43,1)

In Jerusalem gibt es die Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem. Das bedeutet so viel wie „Denkmal und Name“ und leitet sich vom Bibelvers Jesaja 56,5 ab: „Und ihnen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen („Yad Vashem“) geben … der nicht getilgt werden soll.“ Eine zentrale Einrichtung der Gedenkstätte ist die Namensdatenbank, in der bisher 4,8 der 6 Millionen ermordeten Juden erfasst werden konnten. (Siehe hier.) Die Nazis hatten allen Gefangenen in den KZs eine Nummer auf den Unterarm tätowiert, um ihnen die Persönlichkeit zu nehmen, sie zu entmenschlichen. Niemand sollte sich mehr an sie erinnern. Das Gegenteil ist geschehen: Während die Namen der Mörder vergessen sind oder nur mit Abscheu genannt werden, bleiben die Namen der Opfer für immer in ehrenvollem Gedenken.

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Recht und Unabhängigkeit – ein Wegweiser

Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen,
wenn sie im Unrecht ist.
2. Mose 23,2

Unser Monatsvers ist einem längeren Abschnitt entnommen, in dem es um die Recht­sprechung im alten Israel geht. Es lohnt sich, den größeren Zusammenhang in 2. Mose 23,1-9 mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Hier wollen wir uns auf die ersten drei Verse beschränken: Du sollst kein haltloses Gerücht verbreiten. Dem, der im Unrecht ist, sollst du nicht beistehen. Du sollst als Zeuge nicht abstrei­ten, dass jemand Gewalt ausgeübt hat. Du sollst dich nicht der Mehrheit anschlie­ßen, die das Böse will. Du sollst in einem Rechtsstreit nicht so aussagen, dass du der Mehrheit folgst und das Recht beugst. Einen Schwachen sollst du im Rechtsstreit nicht bevorzugen.

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Bist du noch zu retten?

Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben,
und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.
(Epheser 2,8)

Wie wird man gerettet, um vor Gott bestehen zu können? Wahrscheinlich stellen sich diese Frage heutzutage recht wenige Menschen. Zumindest, wenn sie westlich geprägt sind. (Bei Menschen mit zum Beispiel muslimischem Hintergrund sieht das etwas anders aus.) Die Rückfrage würde sofort lauten: Warum sollte ich gerettet werden? OK, es gibt Dinge in meinem Leben, die nicht so doll laufen. Aber wennschon, dennschon sollte Gott dankbar sein, dass ich mich für ihn interessiere.

Gerettet werden hat zwei Aspekte, die nun gar nicht in unser Lebensgefühl passen wollen: Zum einen klingt es so total passiv. Wenn jemand in der Rems am Ertrinken ist, dann muss er gerettet werden. Ganz klar. Da geht es aber auch auf Leben und Tod. Und zum anderen: Aus welcher Notlage sollte ich denn bitteschön gerettet werden? Zugegeben, es gibt manche Schwierigkeiten, in denen ich Hilfe brauche. Und da fällt es mir schon schwer genug, die zu suchen und anzunehmen. Aber wieso sollte das denn für den religiösen Bereich gelten? Warum sollte ich da Rettung nötig haben? Weiterlesen

Geist statt Faust

Einer trage des andern Last,
so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.

(Galater 6,2)

„Edel sei der Mensch, hülfreich und gut!“ so dichtete einst Herr Goethe in seiner Hymne „Das Göttliche“. Zwar wissen wir nicht mehr so recht, was ‚edel‘ bedeuten soll. Aber hilfreich und gut zu sein, das ist so etwas wie ein inneres Gesetz für alle menschenfreundlichen Leute. Die meisten von uns wollen ja nicht nur für sich selber leben, sondern durchaus anderen helfen und ihnen Gutes tun. Und wenn jemand so sehr für andere lebt, dass sie/er dafür auch persönliche Nachteile in Kauf nimmt, dann nennt man das „altruistisches Verhalten“. Und das kann mitunter sogar übertrieben und krankhaft werden. Aber grundsätzlich und im gesunden Maß wollen wir das und erwarten es auch von anderen: Sei hilfreich und gut!

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Migration in Gottes Gegenwart

Kommt her zu mir, alle,
die ihr mühselig und beladen seid;
ich will euch erquicken.
(Matthäus 11,28)

 

Vor vielen Jahren – in einer anderen Gemeinde – hatten wir einen Bibelkreis, an dem auch einige Glaubensgeschwister teilnahmen, die nicht mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen sind. Da war die Verständigung mitunter nicht ganz einfach. Und einmal sprach eine von ihnen immer von „müselig“ – also alle Vokale kurz ausgesprochen. Und ich musste mich für einen Moment orientieren, bis mir klar war, dass sie „mühselig“ meinte. Und dieses kurzbetonte Müselig habe ich seitdem immer im Ohr, wenn ich unseren Wochenvers* lese.

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Mit Gitarren-Stickern in den Himmel

Der Menschensohn ist gekommen,
zu suchen und selig zu machen,
was verloren ist.

(Lukas 19,10)

Das Foto zeigt meine erste Gitarre, die ich mit 12 Jahren zum Gitarrenunterricht geschenkt bekommen habe. Klassikgitarre war nicht so mein Ding, so dass dieses Experiment schnell beendet wurde. Dafür ging es später dann umso besser los in der Jugendgruppe. Um den richtigen Eindruck zu hinterlassen, waren in den Siebzigern natürlich die passenden Aufkleber nötig. New Life in Jesus war voll angesagt oder Nur bei Jesus gibt es ein erfülltes Leben.

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Heilsbringer

Wenn jemand – so wie ich gerade – ein Bibelwort auslegen möchte, muss er/sie eine Entscheidung treffen. Man kann einen Vers nehmen und dann freischwebend das erzählen, was einem gerade dazu einfällt. Das kann vom Heiligen Geist geleitet sein und wird so für die Zuhörer oder Andachtsleser zum Wort Gottes. Das ist schön. Man kann aber auch das Wagnis eingehen, erst einmal den Kontext zu berücksichtigen, also das zu lesen, was sonst noch um den Vers herum in der Bibel steht. Und was Gott anderen gezeigt hat, muss er mir ja nicht mehr offenbaren. So schadet ein Blick in ein oder auch zwei Kommentare und sonstige Studienmaterialien keineswegs. Es ergibt sich in der Regel ein etwas erweitertes Verständnis, das sich beim ersten Lesen nicht erschlossen hätte.

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Schwierigkeiten

Mose sagte:
Fürchtet euch nicht!
Bleibt stehen und schaut zu,
wie der HERR euch heute rettet!

2. Mose 14,13

Unser Wochenvers ist natürlich aus einem größeren Zusammenhang aus der Bibel heraus­zitiert. Es geht um das Ereignis in der Geschichte Israels, was später unter dem Begriff „Exodus“ zusammengefasst wird. Gott befreit sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten und führt es in das ver­heißene eigene Land. Wir stehen gerade am Ufer des Schilfmeeres, Wasser vor uns, Wüste und das Heer des Pharaos im Rücken. Eine wirklich aus­sichtslose Lage. Weiterlesen