Verbindung zum Ewigen

 

Gelobt sei Gott,
der mein Gebet nicht verwirft
noch seine Güte von mir wendet.

(Psalm 66,20)

 

Da wähle ich eine Telefonnummer, weil ich jemanden erreichen möchte. Und manchmal gibt es die Schwierigkeit, dass die Nummer nicht stimmt. Und je nach Telefongesellschaft bekomme ich eine Fülle von Ansagen zu hören. Oft auf Englisch. Früher, als es diese vielfältigen Möglichkeiten der Kommunikation noch nicht gab, war es ganz einfach. Das Festnetz meldet: „Dideldü – Kein Anschluss unter dieser Nummer.“ Wollte man die richtige Nummer herausfinden, gab es dicke Telefonbücher oder eine Auskunft mit echten Menschen am anderen Ende der Leitung. Und jede Minute kostete 12 Pfennig. Es war alles gleich­ge­schaltet und übersichtlicher, aber keineswegs besser.

Kein Anschluss unter dieser Nummer. Oder das Besetztzeichen. Oder endloses Klingeln, ohne dass jemand dran geht. Oder die Mailbox zum wiederholten Mal. Das ist frustrierend. Oder ärgerlich. Oder zum Verzweifeln, wenn’s wirklich dringend ist. Wir haben Redebedarf, möchten mit jemanden ins Gespräch kommen, haben ein Anliegen. Und es bleibt in der Luft hängen. Innerlich treten wir auf der Stelle, anstatt einen Schritt weiterzukommen. Das ist nicht gut.

Können wir diese Erfahrungen mit dem Gebet in Verbindung bringen? Technisch gesehen natürlich nicht, weil wir zum Beten weder Festnetz noch Smartphone brauchen. Beten geschieht im besten Sinne virtuell, allein Kraft unserer Gedanken und Worte. Aber weil es keine unmittelbare Rückmeldung gibt, kann sich der Verdacht einschleichen, dass es auch „keinen Anschluss unter dieser Nummer“ gibt. Woher nehmen wir eigentlich die Zuversicht, dass da jemand nicht nur zuhört, sondern auch antwortet?

Gewissheit ist etwas anderes als Sicherheit. Im Glauben gibt es keine Sicherheit, weil sich Gottes Wirklichkeit nicht beweisen lässt. Weder seine Existenz noch Gebetserhörungen noch sein Segen. Was der eine als Gottes Wirken – und Beweis für seine Gegenwart – wahrnimmt, ist für die andere reiner Zufall oder gerade noch mal Glück gehabt. Theologische Gottesbeweise wurden in der Geschichte der Menschheit immer wieder versucht. Sie bringen aber höchstens eine denkerische Wahrscheinlichkeit oder Sinnhaftigkeit, dass sich ein Glaube lohnen könnte. Es mag Menschen geben, denen solche Überlegungen geholfen haben, sich zu einem Glauben zu entschließen. Eine Gewissheit muss aber woanders herkommen.

Gewissheit hat gegenüber der Sicherheit Offenbarungscharakter. Das soll heißen, der Mensch gibt sich die Gewissheit nicht selber, sondern sie wird ihm geschenkt. Wer glaubt, dass sein Beten ein Gegenüber hat, dass also tatsächlich Gott auf der anderen Seite der Leitung zuhört, der wird sich davon auch nicht durch noch so kluge Gegenbeweise abbringen lassen. Die Gewissheit, dass Beten „sich lohnt“, dass Gott Beten hört und erhört, hat einen übernatürlichen Charakter, ist geschenkte Wirklichkeit.

Vielleicht nimmst du dir die Zeit, Psalm 66 zu lesen und zu beten. Dann wirst du merken, wie der Beter sein ganzes Leben in Gott gehalten glaubt. Sowohl die schönen als auch die schweren Erfahrungen sind für ihn von Gott gewirkt. Und wenn du das liest, bist du eingeladen, es zu deinem Gebet zu machen. Du kannst dich mit hineinnehmen lassen, dich von dem einen oder anderen Satz ansprechen zu lassen, dich darin wiederzufinden. Und dadurch wird hoffentlich dein Glaube und dein Beten gestärkt. Die Gewissheit und Zuversicht des Betens wachsen, indem jemand betet und sich von Gott beschenken lässt. Wie gesagt, hier geht es nicht um Beweisbarkeit oder Sicherheit des Glaubens, sondern um Offenbarung und Geschenk.

Ein Beten, dass Gewissheit stärkt, geschieht auch oft in der Gemeinschaft mit anderen. Weil ich nicht alleine glauben muss, sondern wir einander tragen und unterstützen. Der Gebetsmut des Bruders stärkt mich zum Vertrauen in Gottes Handeln. Die Gebetszuversicht der Schwester tröstet mich, und ich gehe ermutigt weiter. Dazu sollen auch unsere Gottesdienste beitragen. Eine konkrete Möglichkeit, durch das Beten eines anderen gesegnet zu werden, findet sich im Gebetsangebot nach dem Gottesdienst.
Eine herzliche Einladung!