Passionsandacht vom Sa. 11. April. „Von oben herab“

Herr, bleibe bei uns,
Denn es will Abend werden
Und der Tag hat sich geneiget!
Dein Wort, es gibt uns neuen Mut,
Wir glauben, es wird alles gut!
Wir bitten dich: Kehr bei uns ein
Herr, lass uns bitte nicht allein!
Du weißt genau, was uns bedrängt,
Und weißt auch, was uns Freude schenkt.
Wir schaun vertrauensvoll auf dich,
Drum Herr, verlass uns bitte nicht!

 

Von oben schauen die Menschen auf den der da liegt und gekreuzigt wird.
Jesus schaut von unten nach oben, in die Gesichter der Menschen. Er kennt sie alle. Er weiß, was sie denken, gerade jetzt in diesem Moment. Er sieht den Gaffer, der klammheimlich Freude empfindet und all die anderen die da stehen. Jesus weiß auch um den römischen Soldaten, der den Hammer schwingt und blind einen Befehl ausführt indem er gnadenlos die Nägel durch die Hände und Füße Jesu treibt. Bei jedem Hammerschlag, wo Stahl auf Stahl trifft und alles zertrennt was sich ihm in den Weg stellt, liegt Jesus da und sieht in die Gesichter. Er kennt sie alle, er liebt sie alle und er sieht ihr Herz. Er leidet für sie.
In Psalm 22 ist die momentane Situation Jesu sehr gut beschrieben:

 

8 Alle, die mich sehen, spotten über mich; sie verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:
9 „Er hat es auf den HERRN gewälzt, der rette ihn, befreie ihn, denn er hat ja Gefallen an ihm!“
10 Ja, du bist es, der mich aus dem Mutterleib gezogen hat, der mir Vertrauen einflößte an meiner Mutter Brüsten.
11 Auf dich bin ich geworfen von Mutterschoß her, von meiner Mutter Leib an bist du mein Gott.
12 Sei nicht fern von mir, denn Not ist nahe, denn kein Helfer ist da.
13 Viele Stiere haben mich umgeben, starke Stiere von Baschan mich umringt.
14 Sie haben ihr Maul gegen mich aufgesperrt, wie ein Löwe, reißend und brüllend.
15 Wie Wasser bin ich hingeschüttet, und alle meine Gebeine haben sich zertrennt; wie Wachs ist mein Herz geworden, zerschmolzen in meinem Inneren.
16 Meine Kraft ist vertrocknet wie gebrannter Ton, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen; und in den Staub des Todes legst du mich.

 

Wenn ich mir vorstelle, ich stehe in diesem Kreis und blicke herab auf Jesus. Welcher der Personen bin ich?

 

Bin ich die Person die den Daumen nach unten hält und das frühere römische Zeichen für den Tod macht? Will ich das Jesus stirbt, einfach nur weil er unbequem ist und sich mir und meinen Wünschen, Neigungen und Hoffnungen in den Weg stellt? Will ich seinen Tod, weil er mich zutiefst in Frage stellt und ich das aber nicht hören will? Weil er zu viel von mir fordert?

Oder bin ich der, der hämisch grinst und sich insgeheim hinter vorgehaltener Hand denkt, besser es trifft den als mich.

 

Vielleicht trifft mich aber auch das was ich da sehe so tief , dass ich es kaum aushalten kann. Entsetzt schlage ich die Hände vor die Augen und schreie auf, vor lauter sichtbarer Grausamkeit. Denn ich sehe die Schmerzen, die dieser Mensch schuldlos erduldet und ich weiß, eigentlich müsste ich da liegen und nicht er.

Bin ich der, der die Nägel immer tiefer treibt? Der der den Hammer schwingt und  bedingungslos einen Befehl ausführt? Oder halte ich inne und überlege, will ich das überhaupt? Ist das was ich da tue, richtig?
Mit was treibe ich die Nägel tiefer in die Hände und Füße Jesu?

Vielleicht stehe ich aber auch einfach nur teilnahmslos dabei. Ich sehe und begreife es doch nicht. Denn alles was vor mir geschieht, ist nicht zu verstehen mit meinem Verstand und noch viel weniger mit meinem Herzen.
Ich bleibe teilnahmslos, denn ich kann es nicht fassen.

Wer bist du in dieser Runde? Gibt es etwas, was du Jesus sagen möchtest? Er hört dich und er kennt dein Herz.
Nehmen wir uns doch etwas Zeit im Stillen über unsere Position in dieser Runde nachzudenken.

Vater vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun.

 

Ana Kadira