Vom Atem des Lebens zum Lob Gottes

Lobe den HERRN, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
(Psalm 103,2)

Vielleicht geht es dir ja auch so: Wenn du diesen Psalmvers liest, stimmst du innerlich oder auch laut und fröhlich ein Loblied an. Zum Beispiel „Lobe den Herrn meine Seele, und seinen heiligen Namen.“ (Norbert Kissel 1991) oder etwas neuer „Lobe den Herrn meine Seele, meine Seele lobe den Herrn.“ (Albert Frey 2004). Und gleich stellt sich so ein „seelenerhebendes“ Gefühl ein. Da kommt etwas in Schwingung. Natürlich könnten wir Bibelworte, biblische Gedichte oder Gebete nur vorlesen oder vortragen. Wenn wir sie aber als Lieder singen, sind wir mit wesentlich mehr Sinnen beteiligt. Das nimmt uns als ganzen Menschen mit hinein.

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Besser kennt Gott, wer ihn nicht zu kennen bekennt

Bin ich nur ein Gott, der nahe ist,
spricht der HERR,
und nicht auch ein Gott, der ferne ist?

Jeremia 23,23 (Monatsvers)

Wenn ich noch einmal die Aufzeichnung von unseren Gottesdiensten auf YouTube ansehen will, erscheinen rechts neben dem Video zahlreiche Vorschläge. Und da ich ohne Anmeldung und meistens anonym (per VPN) die Seite aufsuche, werden diese Vorschläge allein von Googles Algorithmus erstellt: Was andere gesehen haben, was thematisch passt, was viele Klicks hat usw.

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Das ist unser Gott

Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen,
und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.
Jesaja 42,3a

Wie wirkt unser Wochenvers auf dich? Ich will mal zwei Reaktionen aufzeigen. Vielleicht sagst du dir: Hä? Was soll mir dieser Bibelvers sagen? Was für ein Rohr soll da geknickt sein, was für eine Kerze nur noch glimmen? Ist das hier ein Auszug aus einem Lehrbuch für Installateure oder Kunsthandwerkerinnen? Zwei Bilder, die dir nicht einleuchten. Außerdem, wer ist der „Er“, von dem hier die Rede ist?

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Mut zur Demut

Gott widersteht den Hochmütigen,
aber den Demütigen gibt er Gnade.
(1. Petrus 5,5b)

 „An Demut macht mir keiner was vor!“ „Ich bin der Demütigste von allen!“ – Ich vermute mal oder hoffe jedenfalls, dass es dir sehr eigenartig vorkommen würde, wenn jemand so etwas ernsthaft behaupten würde. Das kann man vielleicht im Spaß sagen, weil jedem klar ist, dass solche Aussagen nicht funktionieren. Wer wirklich demütig ist, würde noch nicht einmal auf die Idee kommen, so etwas von sich zu geben. Und wer es tatsächlich so meinen sollte, der hat sich schon als hochmütig entlarvt. Dank des amerikanischen Wahlkampfs haben wir gelernt, dass so eine Person als „weird“ bezeichnet werden kann – als seltsam, sonderbar, bizzar.

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Bangemachen gilt nicht: von der Verantwortung im Glauben

Wem viel gegeben ist,
bei dem wird man viel suchen;
und wem viel anvertraut ist,
von dem wird man umso mehr fordern.
(Lukas 12,48b)

Unser Wochenvers schließt ein Gleichnis von Jesus ab, in dem er von einem Hausherrn und seinen Knechten spricht (Lukas 12,35-48). Der Hausherr kann jederzeit überraschend von einer Reise zurückkommen. Die Frage ist, ob seine Knechte darauf vorbereitet sind. Dies soll ein Bild sein über die Wiederkunft Jesu, die auch überraschend sein wird. Wie sind wir als seine NachfolgerInnen darauf vorbereitet? Und die richtige Vorbereitung umfasst nicht nur Wachsamkeit oder Aufmerksamkeit. Sondern es geht auch darum, in der Zwischenzeit verantwortlich die zugewiesenen Aufgaben wahrzunehmen. Wachsamkeit und Verantwortung ist gefragt.

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Gottes Licht im Bildschirmglanz

Führt euer Leben als Kinder des Lichts!
Denn das Licht bringt als Ertrag
lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.
(Epheser 5,8b.9)

Als Paulus die kurze Anweisung unseres Wochenverses geschrieben hat, hatte er nicht im Traum damit gerechnet, dass der auch noch nach knapp 2000 Jahren in aller Welt in hunderten von Sprachen gelesen und weitergesagt werden wird. (Wer’s genauer wissen will: hier findet sich eine aktuelle Bibel-Statistik.) Und noch weniger wäre er auf die Idee gekommen, dass die meisten Menschen seine Worte nicht auf Papyrus oder Pergament lesen werden, sondern digital von einem kleinen oder größeren Bildschirm. Ich sage manchmal zur allgemeinen Verwunderung, dass ich seit Tagen oder Wochen keine Bibel mehr zur Hand genommen habe. Tatsächlich lese ich in der Bibel täglich, aber ausschließlich per Smartphone oder auf dem Notebook. Moderne Zeiten.

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Streiten auf gemeinsamer Grundlage

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge,
sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.
(Epheser 2,19))

Die etwas Älteren unter uns erinnern sich noch an das damals moderne Gemeindelied aus den 80ern „Vater, mach uns eins“ (Feiern & Loben 137 oder erstmals 1980 in Das gute Land von Jugend mit einer Mission). Im Dreivierteltakt mit viel innerer Bewegtheit zu singen. Das Lied bittet nach Johannes 17,21 um die Einheit der Christenheit als Zeugnis für diese Welt. Doch schon im zweiten Teil des Liedes wurde es mit der Einheit schwierig: „Siehe, wie fein und wie lieblich ist’s, wenn Brüder in Einheit zusammen sind.“ Zwar orientierte sich der Liederdichter an Psalm 133,1. Doch mit der aufkommenden Emanzipation und sogar einem (milden) Feminismus kam es der singenden Gemeinde etwas chauvinistisch und eben nicht zusammenführend vor, nur von den Brüdern zu singen. Da nützte die Information nichts, dass im Neuen Testament das Wort Brüder immer auch die Schwestern einschließt, also unserem Geschwister gleichkommt. G’schwister passte aber nicht so richtig in den Singrhythmus, so dass es fortan zwei Strophen gab, fein im Wechsel zwischen den Brüdern und Schwestern. Hat irgendwie auch nicht so richtig funktioniert.

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Das biblische „Du“ und die Kraft der Gemeinschaft

So spricht der HERR, der dich geschaffen hat und dich gemacht hat:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst;
ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
(Jesaja 43,1)

In Jerusalem gibt es die Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem. Das bedeutet so viel wie „Denkmal und Name“ und leitet sich vom Bibelvers Jesaja 56,5 ab: „Und ihnen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen („Yad Vashem“) geben … der nicht getilgt werden soll.“ Eine zentrale Einrichtung der Gedenkstätte ist die Namensdatenbank, in der bisher 4,8 der 6 Millionen ermordeten Juden erfasst werden konnten. (Siehe hier.) Die Nazis hatten allen Gefangenen in den KZs eine Nummer auf den Unterarm tätowiert, um ihnen die Persönlichkeit zu nehmen, sie zu entmenschlichen. Niemand sollte sich mehr an sie erinnern. Das Gegenteil ist geschehen: Während die Namen der Mörder vergessen sind oder nur mit Abscheu genannt werden, bleiben die Namen der Opfer für immer in ehrenvollem Gedenken.

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Recht und Unabhängigkeit – ein Wegweiser

Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen,
wenn sie im Unrecht ist.
2. Mose 23,2

Unser Monatsvers ist einem längeren Abschnitt entnommen, in dem es um die Recht­sprechung im alten Israel geht. Es lohnt sich, den größeren Zusammenhang in 2. Mose 23,1-9 mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Hier wollen wir uns auf die ersten drei Verse beschränken: Du sollst kein haltloses Gerücht verbreiten. Dem, der im Unrecht ist, sollst du nicht beistehen. Du sollst als Zeuge nicht abstrei­ten, dass jemand Gewalt ausgeübt hat. Du sollst dich nicht der Mehrheit anschlie­ßen, die das Böse will. Du sollst in einem Rechtsstreit nicht so aussagen, dass du der Mehrheit folgst und das Recht beugst. Einen Schwachen sollst du im Rechtsstreit nicht bevorzugen.

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Bist du noch zu retten?

Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben,
und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.
(Epheser 2,8)

Wie wird man gerettet, um vor Gott bestehen zu können? Wahrscheinlich stellen sich diese Frage heutzutage recht wenige Menschen. Zumindest, wenn sie westlich geprägt sind. (Bei Menschen mit zum Beispiel muslimischem Hintergrund sieht das etwas anders aus.) Die Rückfrage würde sofort lauten: Warum sollte ich gerettet werden? OK, es gibt Dinge in meinem Leben, die nicht so doll laufen. Aber wennschon, dennschon sollte Gott dankbar sein, dass ich mich für ihn interessiere.

Gerettet werden hat zwei Aspekte, die nun gar nicht in unser Lebensgefühl passen wollen: Zum einen klingt es so total passiv. Wenn jemand in der Rems am Ertrinken ist, dann muss er gerettet werden. Ganz klar. Da geht es aber auch auf Leben und Tod. Und zum anderen: Aus welcher Notlage sollte ich denn bitteschön gerettet werden? Zugegeben, es gibt manche Schwierigkeiten, in denen ich Hilfe brauche. Und da fällt es mir schon schwer genug, die zu suchen und anzunehmen. Aber wieso sollte das denn für den religiösen Bereich gelten? Warum sollte ich da Rettung nötig haben? weiterlesen